Angesichts des rasanten technologischen Innovationstempos, das von den Mitarbeitern immer neue Skills und Mindsets verlangt, müssen Unternehmen Wege finden, um den steigenden Automatisierungsherausforderungen mit angemessenen Fortbildungskonzepten und -modellen erfolgreich zu begegnen. Die aktuelle Coronavirus-Krise hat die Unternehmen zudem plötzlich dazu gezwungen, sich einer weiteren Realität zu stellen, in der kontinuierliche Weiterbildung und Coaching wichtiger denn je sind. Kontaktbeschränkungen und die Notwendigkeit zum Homeoffice bzw. Remote Work sorgen dafür, dass sich zunehmend mehr Unternehmen dem technologischen und vor allem sozialen Wandel anpassen.
Immer mehr Unternehmen stellen Lernprogramme zusammen, um ihren verunsicherten Mitarbeitern zu helfen, durch Know-how und Kompetenz vermittelnde Themen und Inhalte die aktuelle Entwicklung zu bewältigen. Digitale Lerneinheiten können Mitarbeitern beispielsweise helfen, den Umzug ins Homeoffice reibungslos zu gestalten, oder sie dabei unterstützen, Remote Work zu organisieren. Mit Hilfe von virtuellen Klassenzimmern und Webinaren können Führungskräfte und Coaches den Kontakt zu ihren Mitarbeitern aufrechterhalten und so einen virtuellen sozialen Austausch ermöglichen, der bei Remote Work und Homeoffice von entscheidender Bedeutung ist. E-Learning macht jede Form von Lernen digitaler, globaler und multimedialer. Unbestritten hat Covid-19 dafür gesorgt, dass digitales Lernen derzeit einen unglaublichen Hype erfährt.
Klassische Learning Management Systeme (LMS) wie Cornerstone, Docebo oder Absorb LMS, die häufig für die Bereitstellung und Verfolgung von Online-Schulungsinitiativen verwendet werden, sind jüngsten Umfragen zufolge aber längst nicht mehr die erste Wahl. Gerade im Bereich des Workplace Learnings sind Tools wie Zoom und vor allem Microsoft Teams eindeutig auf der Überholspur. Microsoft Teams ist so erfolgreich, weil es intensiv an Funktionen für große Gruppen und Besprechungen arbeitet, dabei den Einsatz von Chatbots mit einbezieht und die Integration von Kollaborationstools wie Mural und seit neustem sogar der Lernplattform Moodle ermöglicht.
Aber was die Erfahrungen während der Coronakrise auch deutlich gezeigt haben: E-Learning ist nicht gleich E-Learning. Denn es macht einen großen Unterschied aus, ob man eine Live-Session veranstaltet, in der Menschen direkt miteinander agieren können oder einfach nur ein Video versendet, dass der Empfänger nur rezipieren kann. Man unterscheidet dahingehend prinzipiell auch zwischen asynchronen und synchronen Online-Kursen.
In asynchronen Online-Kursen lernen die Teilnehmer zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten unabhängig voneinander, ohne dass eine Echtzeitkommunikation stattfindet. Den Teilnehmern werden Inhalte und Aufgaben zur Verfügung gestellt und sie erhalten einen Zeitrahmen für die Durchführung von Kursarbeiten und Prüfungen. Die Interaktion findet in der Regel über Diskussionsforen, Blogs und Wikis statt.
In synchronen Online-Kursen können die Kursteilnehmer gleichzeitig von jedem Ort der Welt aus gemeinsam an einer Lernaktivität teilnehmen. Synchrones Online-Lernen in Echtzeit umfasst häufig Text-, Video- oder Audio-Chats, da diese Tools es Schulungsteilnehmern und Lehrern ermöglichen, Fragen sofort zu stellen und zu beantworten, während sie mit den anderen Teilnehmern kommunizieren können. Diese Art des Community-orientierten Online-Lernens beseitigt viele der häufig genannten Nachteile des E-Learning, wie z. B. soziale Isolation und schlechte Beziehungen zwischen Lehrern und Kursteilnehmer sowie unter den Teilnehmern. Synchrones E-Learning ist derzeit eine der beliebtesten und am schnellsten wachsende Art des E-Learnings.
Bei einer etwas differenzierteren Betrachtungsweise startet das Spektrum an Lernmaßnahmen sicherlich beim klassischen Klassenraumtraining.
Die Vorteile des klassischen Klassenraumtrainings liegen eindeutig im direkten Kontakt zwischen Trainer und Teilnehmenden und den geringen technische Herausforderungen, die bei dieser Lernmaßnahme anfallen. Das Lernen im Klassenzimmer ermöglicht es den Lernenden, ihr Verständnis des Lernmaterials mit dem Pädagogen zu besprechen, und gibt dem Pädagogen die Möglichkeit, Lücken im Wissen und Verständnis der Lernenden zu erkennen. Lernende als auch Pädagogen zeigen aber eine große Neigung, innovativere Wege des Lehrens und Lernens zu finden. In einem solchen Umfeld spielt die Technologie eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Lehrmethoden. Infolgedessen werden in der Bildung zunehmend klassische und digitale Materialien vermischt.
Spricht man von E-Learning, dann assoziiert man spontan das Schulen und Lernen auf digitalen Geräten. Das Lehrmaterial wie Audio- und Videodokumente wird zentral gespeichert und digital zum Download oder Streaming bereitgestellt. Wo immer ein digitales Gerät zur Verfügung steht, ist auf diese Weise E-Learning möglich. Mitarbeiter können somit zu jeder Zeit und von jedem Ort aus ihren belegten Kurs starten. Die einfachste Art des E-Learnings sind Lerninhalte in digitaler Form, die den Teilnehmern in Form einer Präsentation zur Verfügung gestellt werden und durch deren Inhalt sich der Teilnehmer Seite für Seite klickt. Der Lernprozess wird in aller Regel mit einem kleinen Test, der das Gelernte abfragt, abgeschlossen.
Microlearning vermittelt Wissen in kleinen Schritten, z.B. in kurzen Videotutorials, die nicht länger als 5 Minuten dauern, Podcasts, Präsentationen, Infografiken, textbasierte Arbeitshilfen (PDFs) und kurze Online-Lektionen. Als kompetenzbasierter Lernansatz liefert Microlearning Informationen in kleinen, stark fokussierten Blöcken, um schnell Antworten auf bestimmte Probleme zu geben. Microlearning ist nicht nur ein Nebenprodukt unserer kurzen Aufmerksamkeitsspanne im Internetzeitalter oder irgendeine eLearning-Methode, wenn wir nicht viel Zeit haben. Tatsächlich ist Microlearning eine effektive Lernmethode, da Untersuchungen gezeigt haben, dass wir mehr lernen und besser behalten, wenn wir in kurzen, konzentrierten Schüben lernen, als wenn wir gezwungen sind, stundenlangen Unterricht zu absolvieren.
Experiential Learning unterstützt die Idee, das die Erinnerung an Informationen intensiver ist, wenn wir Dinge selbst erleben, anstatt Informationen einfach nur zu rezipieren. Obwohl diese digitale Lernmethode, die sich der Virtual Reality (VR) oder auch der Augmented Reality (AR) bedient, die neueste unter den Lernmethoden ist, gehört sie in großen Unternehmen schon zum festen Lernprogramm. Augmented- und Virtual-Reality-Technologien sind immersive Technologien, die sowohl reale als auch virtuelle immersive Erfahrungen ermöglichen können. Letztendlich werden hier Wissen und Fähigkeiten durch Erfahrung vermittelt. Bei einem VR-Programm können Bewegungsabläufe in Ruhe geübt werden, die in der Praxis schnell ablaufen müssen. VR kann aber auch reale Situationen simulieren, z. B. ein schwieriges Gespräch mit einem Manager, die Entlassung von Mitarbeitern usw.
Ein virtuelles Klassenzimmer ist eine digitale Lernumgebung, in der sich Lehrer und Schüler in Echtzeit online verbinden können. Virtuelle Klassenzimmer nutzen Videokonferenzen, Online-Whiteboards und Bildschirmfreigabe, damit Pädagogen Live-Vorlesungen und Diskussionen mit Schülern in einer interaktiven Umgebung abhalten können. Virtuelle Klassenzimmer sollen die Erfahrung physischer Klassenzimmer mit den zusätzlichen Vorteilen von Dateifreigabe, sofortigem Feedback und Interaktion nachbilden. Das virtuelle Klassenzimmer, z.B. realisiert über Microsoft Teams, ist eine synchrone Form des E-Learnings.
Blended Learning ist die clevere Form, die unterschiedlichen Lernmethoden und -modelle miteinander zu verbinden. Diese hybride Methode ermöglich sowohl persönliche als auch Online-Interaktionen. In der Regel treffen sich Teilnehmer von Hybridkursen während der Kursdauer mehrmals persönlich und bleiben über computergestützte Kommunikation zwischen diesen Präsenzveranstaltungen miteinander und mit dem Trainer in Kontakt. Aber selbst ausgefeilte Technik ist kein Garant für eine kontinuierliche und intensive Kommunikation. Gerade eine technikbasierte Kommunikation muss initiiert und entsprechend betreut werden, damit die Kommunikation zwischen den Lernenden aufrecht erhalten bleibt. Denn eine entsprechende Medienkompetenz kann nicht bei jedem vorausgesetzt werden.
Die beste Methode nutzt aber gar nichts, wenn der Lerntransfer nicht garantiert ist. Es geht um den optimalen Rahmen für Erfolgserlebnisse beim Lernen. Gamification ist ein Ansatz, der nicht nur mit spielerischen Elementen den Spaß am Lernen fördert, sondern auch eine extrinsische Motivation, die die Lernenden dazu ermutigt, neben Wissen zu erwerben, auch Punkte und Belohnungen für den Fortschritt ihrer Schulung zu sammeln. Ein ebenso interessanter Ansatz ist eine Methode, bei der die Teilnehmer selbst kreativ werden und Dinge entwickeln oder direkt erleben. Das können beispielsweise Hackathons, Pitch Nights, Lego Serious Play oder Lernreisen sein. Da Lernen eine sehr persönliche Angelegenheit ist, empfiehlt es sich auch, den Lernenden in die Entwicklung des Trainingsprogramms mit einzubeziehen, um seine Motivation zu steigern. Lean Startup oder Design Thinking sind dabei Ansätze, in denen man eine Vielzahl von Aspekten wiederfindet, die sich auf einen benutzerorientierten Trainingsprozess übertragen lassen.
Covid-19 hat uns eindringlich vor Augen geführt, wie wichtig E-Learning gerade in dieser Zeit der Kontaktbeschränkungen ist. Wer aber glaubt, dass er seinen Mitarbeitern nur mal eben ein paar Videosessions vorsetzen kann, wird zwangsläufig scheitern. Cleveres Blended Learning setzt auf eine Mischung aus Lernmethoden voraus, die mehrere Lehrmodalitäten umfassen und die Vorteile eines virtuellen Klassenraums mit dem traditionellen Lernen von Angesicht zu Angesicht verbinden. Durch die Kombination von klassischem Präsenzunterricht mit modernen Technologien kann der Fortbildungsunterricht für die Unternehmen wesentlich kostengünstiger gestaltet werden. Die Reduzierung des Präsenzanteils verringert die Kosten für die Unterbringung, die Reise und den reisebedingten Arbeitsausfall der Mitarbeiter. Die Möglichkeit der virtuellen Präsenz erhöht gleichzeitig die Chance, beispielsweise auch Top Referenten der Automatisierungsszene für die Kurse zu gewinnen, da der zeitliche Aufwand für die Referenten gering ist und die Kosten für die Präsenz des Referenten vor Ort für den Veranstalter entfallen.
Blended Learning bietet zudem flexible Zeitrahmen, die für jede Person individuell angepasst werden können und ihr die Möglichkeit bieten, in ihrem eigenen Tempo zu lernen. Trainingssessions müssen nicht am Stück durchgeführt werden, sondern können in kleinere Sequenzen von bis zu 70 Minuten aufgeteilt werden. Verpasste Kurse können in Form aufgezeichneter Sessions vom Lernenden jederzeit nachgeholt werden. Im virtuellen Klassenraum halten online Collaboration Tools wie Mural oder Miro die Kommunikation aufrecht und ermöglichen eine effektive Interaktion zwischen den Lernenden und ihren Lehrern und untereinander. Blended Learning ist nicht nur wichtig, weil es die traditionellen Lehrmauern durchbricht. Blended Learning ist auch das Ergebnis einer digitalen Gesellschaft, die sich dem ständig ändernden Fortschritt und den technologischen Innovationen nicht entziehen kann. Ohne die verschiedenen Modelle des digitalen Lernens wäre Fort- und Weiterbildung in Covid-19-Zeiten einfach nicht möglich gewesen.
Nico Bitzer ist seit Januar 2020 CEO von Bots and People. In seiner Karriere beschäftigt er sich mit Weiterbildungskonzepten in Unternehmen, Change Management und Digitale Transformation. Aktuell liegt der Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf dem strategischen Aufbau von Bots and People als Automatisierungsacademy.
Bots and People wurde im Januar 2020 von Nico Bitzer und Oliver Nagel in Berlin gegrün-det. Im Sinne von “a purposeful Job for everyone” hat sich Bots and People zur Aufgabe gemacht, Menschen bei der Automatisierung ihrer Geschäftsprozesse zu unterstützen. Bots and People ist die erste 360°-Weiterbildungsacademy im Bereich der Geschäftspro-zessautomatisierung. Teilnehmer der Weiterbildungsprogramme lernen den Einsatz von Robotic Process Automation, Automatisierung in der Cloud und Process Mining. Teilneh-mer können sich bei Bots and People zum Automation Strategist oder Automation Cham-pion weiterbilden.
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